„Wir können als Badener dankbar sein, dass wir Tiefengeothermie haben – die haben die Schwaben nicht.“

Staatssekretär des Umweltministerium Dr. Andre Baumann (3. v.l.) mit Katharina Binder und Marwin Steidle (KV KA-Land), Andrea Schwarz (MdL), Birgit Schwegle (UAE), Carina Baumgärtner-Huber (Kreisrätin) (v.l.n.r.)

Staatssekretär Dr. Andre Baumann VOR ORT

Tiefengeothermie als Chance für die Wärmewende

Der Kreisverband der Grünen Karlsruhe-Land hatte zur Informations- und Diskussionsveranstaltung nach Karlsdorf-Neuthard eingeladen. Zu Gast waren Andrea Schwarz (MdL), Carina Baumgärtner-Huber (Gemeinderätin, Kreisrätin und in Vertretung des Bürgermeisters), Birgit Schwegle (Umwelt- und Energieagentur) und Dr. Andre Baumann (MdL und Staatssekretär des Umweltministeriums).


Großes Potential im Landkreis Karlsruhe

Das Badener Land ist eine der heißesten Regionen unseres Landes. Klar, das liegt an den Menschen und wir sind von der Sonne verwöhnt. Aber im badischen Oberrheingraben gibt es in drei bis vier Kilometern Tiefe ergiebige Thermalwässer, die zu den heißesten in Mitteleuropa zählen! Hunderttausende von Haushalten können mit Tiefengeothermie über Wärmenetze versorgt werden – günstig, klima- und umweltfreundlich und natürlich sicher. Dies wird in Bruchsal seit vielen Jahren erfolgreich gemacht; auch in vielen anderen Regionen weltweit.
„Wir können als Badener dankbar sein, dass wir Tiefengeothermie haben – das haben die Schwaben nicht“, erläuterte Andre Baumann scherzhaft. Frau Schwegle von der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe konnte dem nur zustimmen. Das Potential der Tiefengeothermie übersteigt im Landkreis Karlsruhe die Energie- und Wärmeausbeute aller anderen Energieträger bei Weitem.


„Wir arbeiten mit Gürteln und Hosenträgern.“

Bei der Sicherheit zähle für das Land laut Andre Baumann das Prinzip „Prävention vor Kompensation“. Es wird darauf geachtet werden, dass keine Experimente gemacht werden, gerade wenn es um das Eigentum von Menschen gehen könnte.

In Baden-Württemberg sind keine Projekte mit petrothermaler Geothermie erlaubt, anders als in Frankreich oder anderen Bundesländern. Wir brauchen diese Form der Geothermie im Oberrheingraben auch nicht, wie Andre Baumann und Andrea Schwarz bestätigten. Die sicherere Methode der hydrothermalen Geothermie, die heißes Wasser aus dem durchlässigen Sedimentgestein wie Buntsandstein oder Muschelkalk nutzt, reicht bei uns für Temperaturen von über 180°C, wie Graben-
Neudorf mit der heißesten Bohrung Mitteleuropas mit 205°C zeigte.

Bei den Bohrungen ist der Schutz des Trinkwasserkörpers Pflicht. Bohrungen sind in der Rheineben keine neuen Ereignisse. Es wurde jahrzehntelang nach Öl und Gas gebohrt. Deswegen gibt es hier Erfahrungen, auf die man zurückgreifen kann.

„Die Haltung der Bevölkerung gegenüber der Tiefengeothermie ist inzwischen auch deutlich positiver als vor Jahren. Das ist sicherlich dem fundierten Wissen über die unterschiedlichen Umsetzungsmöglichkeiten geschuldet und dem vorsichtigen Handeln der Verantwortlichen in der Regierung“, so die Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz.


Ketchup-Flaschen-Effekt

Andre Baumann denkt, dass ein Ketchup-Flaschen-Effekt eintreten wird. „Wenn man [in Graben Neudorf] sieht – es stinkt nicht, rumpelt nicht, so wie in Bruchsal auch – dann will es jeder haben.“ Ähnlich wie bei der Ketchupflasche, bei der erst kaum Ketchup kommt, bis sich dann die Hälfte der Flasche auf den Pommes verteilt, soll es bei der Geothermie auch werden. Wenn das erste Projekt erfolgreich umgesetzt ist, werden die Anlagen aus dem Boden schießen.


Wasserstoff

Auf die Frage, ob nicht einfach die Gasnetze und -heizungen auf Wasserstoff umgestellt werden sollten, kam ein eindeutiges Dementi. Wasserstoff wird als Energieträger für die Industrie, den Schwerlastverkehr und einen Einsatz in Gaskraftwerken zu wertvoll sein, als dass man ihn im Gaskessel eines Wohnhauses
verbrennen wird. Jede andere Methode des Heizens, wie eine Wärmepumpe, Wärmenetze oder Holzheizungen werden in Zukunft wohl auch günstiger sein als Wasserstoff.