Die Natur ist unsere allumfassende Lebensgrundlage, diese gilt es für uns und unsere Nachkommen zu bewahren. Sie ist global durch menschliches Handeln bedroht. Unsere alltägliche Inanspruchnahme der Natur vernichtet Naturräume und bringt täglich geschätzt über 100 Arten weltweit zum Aussterben. Die ebenfalls menschengemachte Klimaveränderung stellt unsere Lebensgrundlage in ungeahntem Ausmaß infrage. Sie verursacht inzwischen auch hierzulande Naturkatastrophen und Ernteausfälle.
Wir GRÜNE nehmen diese Herausforderungen mutig an.
Wir unterstützen das Ziel der Landesregierung, bis zum Jahr 2030 zwischen 30 und 40 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Baden-Württemberg nach den Regeln des ökologischen Landbaus zu bewirtschaften. Gemeinsam mit den Landwirt*innen wollen wir Wege finden, den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide zu beschränken sowie die Bodengesundheit, die Artenvielfalt und das Tierwohl zu fördern. Allein die 35.000 Bio-Betriebe in Deutschland zeigen, dass dies möglich ist und dass das Angebot gesunder Produkte den ortsansässigen Bäuerinnen und Bauern ein auskömmliches Leben sichert.
Der Erhalt von Ackerland, der Artenvielfalt und unverbauter Natur muss genauso unser Ziel sein, wie die Unterstützung der Bäuerinnen und Bauern, die unsere Kulturlandschaft durch ihre Arbeit erhalten. Das heißt, dass ihnen neben dem Landschaftspflegegeld auch andere Einkommensmöglichkeiten neben den Einkünften aus Landwirtschaft möglich sein müssen, ohne dass die Privilegierung ihrer Betriebe verloren geht.
So wollen wir für den Landkreis Karlsruhe die lokale Produktion von Pflanzenkohle z. B. aus Hecken-, Obstbaum- und aller Arten von Grünschnitt aktiv voranbringen. Pflanzenkohle stärkt nachhaltig die Bodenfruchtbarkeit und entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid. Außerdem fördern wir Initiativen, um die Nachfrage nach regional erzeugten Bio-Produkten anzuregen und zu erhöhen. Hierfür muss vor allem der Lebensmitteleinzelhandel ins Boot genommen und motiviert werden, vermehrt Produkte aus regionalem Anbau anzubieten. Aufklärung und Bildungsangebote über eine gesunde, umwelt- und klimaschützende Ernährungsweise sind vonnöten. Kantinen, Mensen und Schulverpflegung sind inzwischen auf einem erfreulich guten Weg. Kreativität ist jedoch gefragt, um breitere Bevölkerungskreise für mehr bewussten Konsum von Lebensmitteln und anderen Gütern zu erreichen. Hierfür könnte in den landkreiseigenen Schulen z.B. mit Kooperationsprojekten mit Erzeuger*innen und dem Lebensmittelhandel angesetzt werden, um wirkungsvoll auch die nachfolgende Generation zu erreichen.
Das Baugesetzbuch verlangt den sparsamen und schonenden Umgang mit Grund und Boden. Es verpflichtet die Gemeinden, die Möglichkeiten der Innenentwicklung zu nutzen. Das Flächenmanagement-Tool FLOO ist ein für Kommunen kostenloses Instrument, das im Landkreis besser bekannt gemacht werden sollte. Damit werden die Potentiale für die Innenentwicklung in den Gemeinden besser erfasst und der Flächenverbrauch wird deutlich reduziert.
Kreisweit und darüber hinaus muss die Vielfalt der Lebensräume für Pflanzen und Tiere erhalten und miteinander vernetzt werden. Gesunde stabile Populationen entwickeln sich nur, wenn Tiere und Pflanzen großflächig wandern und sich verbreiten können. Nur so wird es einzelnen Arten ermöglicht, sich den Auswirkungen des Klimawandels anzupassen. Die zügige Umsetzung des im Naturschutzgesetz geforderten landesweiten Biotopverbunds ist uns GRÜNEN ein Anliegen und wir sehen dabei den Landkreis in der Pflicht, den Ausbau von Biotopverbundachsen zeitnah zu koordinieren und zu unterstützen.
Artenschutz muss in den Behörden mit deutlich mehr Vorrang betrieben werden. Extensives Grünland, naturnaher Wald und Feuchtgebiete sind als die wichtigsten CO2-Senken im Landkreis zu erhalten und wenn möglich wiederherzustellen. Privat- und Kleingärten, Schulhöfe, Park- und andere Grünanlagen sind in einem kleingliedrigen Netzwerk wertvolle Refugien für Insekten, Vögel, Kleinsäuger und seltene Pflanzen, die in der intensiv bewirtschafteten Feldflur keine Überlebenschance mehr haben. Wo immer möglich, müssen Bäume gepflanzt werden, die nicht nur die Struktur von Lebensräumen erhöhen, sondern auch Schatten spenden und das Kleinklima verbessern. Daher fordern wir, dass im Landkreis die Anlage und Pflege kreiseigener Flächen, wie z. B. das Straßenbegleitgrün, an den ökologischen Erfordernissen des Artenschutzes orientiert erfolgt. Die Straßenmeistereien im Landkreis müssen regelmäßig durch Fortbildungen die Bedeutung des Straßenbegleitgrüns für die Artenvielfalt kennenlernen und dessen ökologische Pflege sorgfältig umsetzen. Herumliegender Müll soll bei der Pflege zeitgleich entfernt und nicht nur geschreddert und verteilt werden. Wir setzen uns für die Bekämpfung von invasiven Neophyten und Neozoen in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden und den Naturschutzbeauftragten des Landkreises ein.
Der Landkreis steht in der Pflicht, den Waldumbau zukunftsfähig naturnah zu begleiten und voranzubringen. Dem Wald kommt im Landkreis schon seit jeher eine große Bedeutung zu – als Klima-, Umwelt- und Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. Wir sorgen dafür, dass die vielen kleinen Privatwaldbesitzer auch in Zukunft auf eine kostenfreie und praxisnahe Beratung vertrauen können und in Zeiten des Klimawandels noch besser durch den Landkreis unterstützt werden.
Wir fordern daher auch, dass jede Initiative von Privatleuten, Firmen, Vereinen, Schulen usw., die die wohnortnahe Biodiversität gemeindeübergreifend stärkt, mit den dafür notwendigen Mitteln unterstützt wird. Entsprechende Anstrengungen könnten beispielsweise auch mit Wettbewerben oder Auszeichnungen wie z. B. den Kreisumweltschutzpreis honoriert werden.